Vielseitigkeitsvertreter diskutierten in London über IOC-Agenda 2020

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Das Ringen um den vierten Teamreiter bei den Olympischen Spielen geht weiter

London/GBR (fn-press): Ende Februar trafen sich Vertreter der führenden Vielseitigkeitsnationen in London, um über die Zukunft des Sports bei Olympischen Spielen zu diskutieren. Im Wesentlichen ging es um den Erhalt der Vierer-Teams bei Olympischen Spielen über Rio 2016 hinaus.

„Bei dem Treffen hat sich die deutliche Mehrheit für den Erhalt des vierten Teamreiters ausgesprochen“, fasste Soenke Lauterbach, Generalsekretär der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), zusammen. Nur drei der 16 in London vertretenen Nationen stellten sich auf die Seite des Vielseitigkeits-Komitees des Weltreiterverbandes (FEI), das eine Lösung mit drei Reitern pro Nation favorisiert. „Ihr Hauptargument ist die Universality, das heißt, sie sind der Meinung, wenn es weniger Reiter je Team gibt, haben mehr Nationen die Möglichkeit, an den Spielen teilzunehmen. Und sie leben den Traum, dass sie dann alles dransetzen, auch dabei zu sein“, so der FN-Generalsekretär. Ein Argument, das den Befürwortern der „Vierer-Regel“ nicht ausreicht. „Dem IOC geht es mit der Agenda 2020 ja nicht nur um Universality, sondern vor allem um eine gute, sprich öffentlichkeits- und medienwirksame Präsentation. Dazu zählt für uns, dass nicht nur möglichst viele Teams am Start sind, sondern dass auch möglichst viele davon die Prüfung in Wertung beenden“, sagt Lauterbach.

Dass eine Reduzierung auf drei Teamreiter die „starken Nationen stärkt und die schwachen schwächt“ beweist auch eine Statistik auf Basis der zurückliegenden Olympischen Spiele, die der irische Vielseitigkeitsreiter Sam Watson von der Firma Equiratings präsentierte. Er rechnete vor, dass statistisch gesehen ein Team mit vier starken Reitern – jeder mit einer Beendigungsrate von 90 Prozent – eine 94-prozentige Chance hat, die Prüfung in Wertung zu beenden. Bei einem Team mit eher schwachen Reitern – jeder mit einer Beendigungsrate von 60 Prozent – liegt die Wahrscheinlichkeit dagegen bei 47,5 Prozent. Bei der Reduzierung auf drei Reiter sinkt die Chance von Team A auf 72,9, die von Team B auf gerade einmal 21,6 Prozent. „Die Kluft zwischen starken und schwachen Nationen wird bei Dreier-Teams also eher größer als kleiner“, erklärt Soenke Lauterbach und entkräftet damit die Kritik, den starken Vielseitigkeitsnationen ginge es nur darum, ihre „Pfründe“ erhalten zu wollen. „Wir wollen mit unserer Haltung nicht uns schützen. Wir fragen uns vielmehr mit Sorge, welches Bild der Sport abgibt, wenn am Ende nur drei oder vier Teams alle drei Teilprüfungen in Wertung beenden. Und dabei wissen wir noch nicht einmal, wie sich der erhöhte Druck, der bei einer Lösung ohne Streichergebnis auf dem einzelnen Pferd-Reiter-Paar lastet, auswirkt.“

Dabei konnte die Befürworter der „Vierer-Regel“ auch der Vorschlag nicht überzeugen, jeden „Ausfall“ in einer Teilprüfung mit einer bestimmten Strafpunktzahl zu belegen, so dass ein Reiter in der nächsten Teilprüfung wieder an den Start gehen kann. „Wenn also zum Beispiel jemand im Gelände wegen drei Vorbeiläufern ausgeschieden ist, könnte er im Springen wieder antreten“, erklärte Lauterbach. „Aber ist es wirklich das, was wir wollen? Der Sport muss für ja auch für die Öffentlichkeit noch verständlich bleiben.“

Ähnlich argumentiert wie jetzt in London, wenn auch in kleinerem Rahmen, wurde in vergangenen Woche in Düsseldorf. Auch hier ging es um das Thema Olympische Spiele 2020 und das Thema Reduzierung der Teamreiter, wenn auch für die Disziplin Springen. „Wo bleibt denn die Spannung, wenn das Streichergebnis beim Nationenpreis fehlt? Wenn nach dem ersten Reiter mit drei Abwürfen feststeht, dass diese Mannschaft wohl nicht mehr auf dem Treppchen stehen wird? Schon jetzt haben uns ARD und ZDF angekündigt, dass sie dann wohl gezwungen sein würden, zu einer anderen Sportart wegzuschalten“, sagt Soenke Lauterbach. „Die Erhöhung der Medienwirksamkeit ist doch einer der Gründe für die Agenda 2020 des IOC – durch die Dreier-Regel schlägt aber gerade das ins Gegenteil um.“

In sechs Wochen soll im Rahmen des FEI-Sportforums in Lausanne letztmals über die Agenda gesprochen werden. „Es ist unsere letzte Chance, um für den vierten Reiter in allen drei Disziplinen zu kämpfen“, sagt Soenke Lauterbach. Die Chancen schätzt der FN-Generalsekretär allerdings eher gering ein. „Der größte Teil der Nationen denkt leider sehr kurzfristig. Sie rechnen sich durch die Reduzierung bessere Chancen auf eine Teilnahme aus, dabei haben die meisten noch nicht mal einen Kandidaten für die Spiele.“

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