FN-Beirat Zucht: Aufruf zu mehr Entschlossenheit

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Vertreter der deutschen Pferdezucht tagten in Berlin

Berlin (fn-press): Erste Erfahrungen mit der neuen Hengstleistungsprüfung, die Novellierung des europäischen Tierzuchtrechts sowie Änderungen in der deutschen Zuchtverbandsordnung (ZVO) – das waren die Kernthemen der Jahrestagung des Beirats Zucht der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) in Berlin. Bevor es ans Eingemachte ging, konnte Theodor Leuchten (Ratingen) Erfreuliches berichten: „Es sieht so aus, als sei die Talsohle bei den Bestands- und Bedeckungszahlen erreicht“, so der Vorsitzende des FN-Bereichs Zucht. Inzwischen machten sich jedoch die Rückgänge bei der Neueintragung und Fortschreibung von Turnierpferden bemerkbar. „Die Zuchtverbände sind weiter aufgerufen, ihre Züchter zu ermutigen, mit gesunden, leistungsstarken und rittigen Stuten zu züchten. Wir dürfen die Nachfrage des deutschen Marktes nicht den ausländischen Mitbewerbern überlassen“, sagte Leuchten.

Das europäische Tierzuchtrecht steht vor der finalen Verabschiedung. Die von der Kommission angekündigten und notwendigen Vereinfachungen und Erleichterungen sind nach Theodor Leuchten allerdings wohl nicht zu erwarten. Auch die Neufassung der Equidenpass-Verordnung bringt wieder einmal Veränderungen und wird sehr wahrscheinlich weitere Kosten für den Züchter hervorrufen. „Ganz aktuell streiten wir uns mit Bund und Ländern über die Ausgestaltung und die Notwendigkeit von Sicherheitsaspekten wie einer Zwangslaminierung einzelner Abschnitte“, erklärte er. Betroffen sind alle Pferde, die noch keinen gültigen Pass besitzen. Umsetzungsbeginn ist der 1. Juli 2016. Bis dahin müssen die ausstellenden Organisationen geklärt haben, wie der künftige Equidenpass auszusehen hat.

Erfreulich hingegen ist die Umsetzung der Neukonzeption der Hengstleistungsprüfung gestartet. Bis zu den Jahrestagungen konnten bereits 178 Hengste nach der neuen Regelung geprüft werden. „Hier konnten wir bislang sehr positive Erfahrungen sammeln, sowohl bei den verkürzten und disziplinspezifisch durchgeführten 14-tägigen Veranlagungsprüfungen und den 50-tägigen Hengstleistungsprüfung, als auch in den erstmals durchgeführten dreitägigen disziplinspezifischen Sportprüfungen für gekörte Hengste. Das System ‚atmet und lebt‘ aber, das heißt, die gemachten Erfahrungen werden sorgsam auf den Prüfstein gestellt“, sagte Leuchten. So wurden erste kleine Nachbesserungen und Klarstellungen bereits im Rahmen der Beiratssitzung verabschiedet. Dazu gehören u.a. eine veränderte Dressuraufgabe sowie neue Standardparcours, die den Umbau für die einzelnen Altersklassen deutlich erleichtern, aber auch das generelle Verbot von Schlaufzügeln bei der Sportprüfung. Dr. Klaus Miesner, Geschäftsführer des FN-Bereichs Zucht, versprach darüber hinaus, eine baldmögliche Bekanntgabe der Termine fürs kommende Jahr, so dass sich Hengsthalter und Züchter rechtzeitig darauf einstellen können. Beide, Leuchten und Miesner, forderten die Delegierten aus den Zuchtverbänden aber auch auf, dem System eine Chance auf Bewährung zu geben. „Permanentes Nachbessern oder in Frage stellen wird dem Ziel einer besseren Selektion anhand von Ergebnissen mit höherer Aussagekraft nicht dienlich sein“, betonte Leuchten.

„Die konsequente Erfassung von Leistungsmerkmale ist im Übrigen nicht alleine ausschlaggebend für den zukunftsweisenden Erfolg der deutschen Pferdezucht“, ergänzte Leuchten. Er erinnerte die Gemeinschaft der Zuchtverbände daran, dass man sich im vergangenen Jahr klar zum Aufbau einer Gesundheitsdatenbank bekannt habe. Inzwischen wurde gemeinsam mit dem vit in Verden ein eigenes System zur Datenerfassung entwickelt, das künftig zunächst im Rahmen von Körungen und Auktionen getestet werden soll. „Ich möchte alle Zuchtverbände, insbesondere die der Reitpferdezuchten, nochmals auffordern, aktiv beim Start der Gesundheitsdatenbank mitzuwirken“, sagte Leuchten.

Bevor es zur Abstimmung über diverse Änderungen in der Zuchtverbandsordnung kam, die insbesondere die Ponys, Kleinpferde und Sonstige Rassen betraf, fand Leuchten noch einmal mahnende Worte. „Zeigen Sie mehr Entschlossenheit“, forderte er die Anwesenden auf. „Die Deutsche Pferdezucht quält sich weiterhin mit ihren föderalen Strukturen und dem nicht immer ausreichenden Entscheidungs- oder Umsetzungswillen der Zuchtverbandsgemeinschaft. Der nachhaltige Erfolg der deutschen Pferdezucht wird nicht mehr mit dem kleinsten zu erzielenden gemeinsamen Nenner zu erreichen sein.“ Leuchten spielte dabei vor allem auf die Entscheidung aus dem Jahr 2013 an, keine ungeprüften Hengste ins Hengstbuch I aufzunehmen, an. Einigen Zuchtverbänden war es erst im letzten Moment gelungen, die eigenen Mitglieder zu überzeugen, ausstehenden ZVO-Bestimmungen in die eigene Satzung und Zuchtbuchordnung zu übernehmen. „Die Deutsche Pferdezucht, meine Damen und Herren, hat kein Polster mehr, auf dem sie sich ausruhen kann. Ehrlichkeit miteinander wird der Erfolgsfaktor der Gemeinschaft der Zuchtverbände sein. Da haben Sie einerseits die Verantwortung gegenüber Ihren Züchtern und deren Zuchtprodukten und andererseits gegenüber den gemeinsam gefassten Beschlüssen!“, schloss Leuchten.

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