Weltcup-Finale Springen: Daniel Deußer bester Deutscher

Starkes Mannschaftsergebnis mit drei Top-Ten-Platzierungen

Göteborg/SWE (fn-press): Die deutschen Springreiter haben die Chance auf den Sieg im Weltcup-Finale bis zum Schluss gewahrt und das Turnier im schwedischen Göteborg mit einem starken Mannschaftsergebnis abgeschlossen. Die Plätze drei, vier, sechs, zwölf und vierundzwanzig gingen an das Team der beiden Bundestrainer Otto Becker und Heinrich Hermann Engemann. Am besten schlossen Daniel Deußer und sein Schimmel Cornet d’Amour das Finale ab. Dahinter folgten Marcus Ehning und Cornado NRW vor Christian Ahlmann mit Taloubet Z, Marco Kutscher mit Chaccorina sowie Niklas Krieg und Carella. Den Gesamtsieg schnappte sich erneut der schweizer Olympiasieger Steve Guerdat.

Spannender hätte die dritte und letzte Teilprüfung des Weltcup-Finales kaum sein können: Die Entscheidung um den Gesamtsieg fiel erst mit dem allerletzten Reiter – und das war der Schweizer Steve Guerdat, amtierender Olympiasieger und Titelverteidiger. Mit seinem erst zehnjährigen, westfälischen Wallach Corbinian leistete er sich über die drei Wettkampftage hinweg nicht einen einzigen Fehler. Der in Belgien lebende, gebürtige Hesse Daniel Deußer lag mit seinem 13-jährigen Westfalen Cornet d’Amour, mit dem er 2015 auch die Mannschaftssilbermedaille bei der Europameisterschaft in Aachen gewonnen hatte, vor dem abschließenden Springen in aussichtsreicher Position zwei. Auch in den entscheidenden Umläufen am heutigen Montag zeigten sich die beiden, die bereits 2014 in Lyon das Weltcup-Finale für sich entscheiden konnten, in Topform und verzeichneten zwei fehlerfreie Runden. Insgesamt schlossen die beiden das viertägige Turnier mit lediglich einem Abwurf ab. „Das war ein ärgerlicher Fehler am Samstag. Trotzdem bin ich sehr glücklich über den Platz auf dem Podest“, sagte der 34-jährige Deußer im Anschluss. „Es war ein starker Wettbewerb, aber ich hatte die ganzen Tage über ein sehr gutes Gefühl mit Cornet. Er ist in einer phantastischen Form.“ Der Schimmel bekommt nun eine Pause bis zum Start in die Freiluft-Saison.

Zwischen Guerdat und Deußer schob sich im Gesamtklassement der Niederländer Harrie Smolders mit dem belgisch gezogenen Emerald N.O.P. Auch diese beiden hatten über das Wochenende nur einen Abwurf verzeichnet. Letztlich entschied die schnellere Zeit über die bessere Platzierung (Smolders 65,45sec/Deußer 66,17 sec). Sowohl Corbinian als auch der zwölfjährige Emerald verfügten bisher über keine Championatserfahrung. Umso höher bewertete ihre beiden Reiter die konstante Leistung der Pferde über das Wochenende hinweg. Über weitaus mehr Erfahrung verfügen Marcus Ehning und sein Landbeschäler Cornado NRW, der genau wie Corbinian und Cornet d’Amour westfälisch gezogen ist und von Cornet Obolensky abstammt. Ehning und sein Schimmel hatten insgesamt sechs Strafpunkte gesammelt. „In der ersten Runde bin ich zu sehr nach vorne geritten, das führte zu einem teuren Fehler. Aber das passiert. Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden, auch wenn wir knapp am Podium vorbei sind“, sagte Ehning, der das Weltcup-Finale bereits drei Mal gewinnen konnte.

Christian Ahlmann (Marl) war nach der zweiten und dritten Teilprüfung wieder versöhnt. „Den ersten Tag vergessen wir mal. Darüber mache ich mir keine Gedanken mehr“, sagte er mit Hinblick auf die zwei Abwürfe, die er mit Colorit am Freitag kassiert hatte. „Aber ich bereue nichts, ich habe Colorit aus Überzeugung gewählt. Wer weiß, ob es anders wirklich besser gelaufen wäre. Die Freude überwiegt jetzt“, erklärte Ahlmann, der am Samstag den zweiten Teil des Weltcup-Finales mit dem KWPN-Hengst Taloubet Z für sich entscheiden konnte und auch in den beiden entscheidenden Durchgängen ohne Fehler blieb. Überrascht und glücklich war Marco Kutscher (Bad Essen) mit seiner Chaccorina. Die erst zehnjährige, westfälische Chacco-Blue-Tochter hinterließ einen starken Eindruck im mit knapp 11.000 Besuchern vollbesetzten Göteborger Scandinavium. „In s’Hertogenbosch lief es zuletzt nicht so gut, deshalb hatte ich überlegt, ob es überhaupt sinnvoll ist, nach Göteborg zu fahren“, sagte Kutscher. „Aber hier hat sie das so gut gemacht, wie ich sie bisher noch nicht erlebt habe. In der zweiten Runde hat ihr am Ende verständlicherweise ein bisschen die Frische und Erfahrung gefehlt, so sind dann die Fehler passiert.“

Lob für Debütant Niklas Krieg, den jüngsten Starter im Feld

Mit einem guten Gefühl für dieses Olympia-Jahr reisen auch die Bundestrainer zurück in die Heimat. „Ich bin sehr zufrieden mit unseren deutschen Reitern und Pferden. Mit welcher Präzision unsere vier erfahrenen Reiter über alle Tage hinweg hier geritten haben, das war schon sehr stark“, sagte Otto Becker und zollte auch dem fünften deutschen Starterpaar Respekt für seine Leistung. Tatsächlich hatten der 22-jährige Weltcup-Debütant Niklas Krieg (Villingen-Schwenningen) und seine Holsteinerin Carella (von Clearway/Concerto II) im starken, zu Beginn 36-köpfigen Starterfeld gut mitgehalten und das Turnier unter den besten 25 Paaren abgeschlossen. Auch am Entscheidungstag begannen Krieg, jüngster Starter im Feld, und Carella erneut eine tolle Runde. Die Stute sprang locker, lässig, bis zu einem wellenförmiges Hindernis im Stile der schwedischen Flagge, das den beiden zum Verhängnis wurde. Anschließend fielen zwei weitere Stangen, sodass das Weltcup-Finale für den Baden-Württemberger gelaufen war. Dennoch ernteten die beiden großes Lob vom Bundestrainer: „Auch Niklas muss nicht enttäuscht sein. Er hat sich hier besser geschlagen, als es das Ergebnis ausdrückt. Die Halle ist technisch schwierig, das braucht viel Erfahrung. Und trotzdem hat Niklas einen sehr guten Job gemacht und er und sein Pferd waren hier überhaupt nicht überfordert.“

Vorfreude auf Europameisterschaften 2017 in Göteborg

Lob gab es von den deutschen, aber auch von den beiden bestplatzierten Startern, für Parcourschef Santiago Varela, der allen Reitern und Pferden faire, aber anspruchsvolle Aufgaben stellte. „Das gesamte Championat war Werbung für unseren Sport“, sagte John Madden, Vizepräsident des Weltreiterverbandes FEI. 36 Reiter aus 17 Nationen starteten im Weltcup-Finale der Springreiter. Sie erlebten ein Turnier, bei dem neben den sportlichen Ereignissen wohl vor allem die großartige Stimmung an allen vier Wettkampftagen im Gedächtnis bleiben wird. Die Schweden feierten ihre Lokalmatadoren frenetisch, spendeten aber auch allen anderen Reitern gebührenden Applaus. Die Skandinavier haben sich schonmal warm geklatscht für die Europameisterschgaften in Springen, Dressur, Para-Equestrian und Fahren, die vom 21. bis 27. August 2017 in Göteborg stattfinden. Die Organisatoren haben ihr Konzept im Rahmen des Weltcup-Finales schon einmal vorgestellt. Eines der Highlights wird wohl der Marathon der Vierspänner werden, der teilweise mitten durch die Stadt führt, das Zuschauen ist kostenlos. Die Dressur- und Springwettbewerbe werden im örtlichen Fußball-Stadion ausgetragen. Da ist Party-Stimmung wohl schon vorprogrammiert.

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